Ulf Sander

AFRICAN DESTINATIONS

Highlights Uganda

Tropischer Regenwald am Äquator
Tropischer Regenwald
Schimpansen im Kibale National Park
Schimpansen in Kibale
Krokodil am Kazinga Kanal
Kazinga Kanal
Sonnenuntergang am Victoriasee auf den Ssesse Islands
Victoriasee

Uganda Januar/Februar 2016

Liebes Simbabwe, du musst jetzt ganz stark sein...

... ab sofort gibt es einen neuen ernstzunehmenden Kandidaten für die Kategorie "Mein Lieblingsland in Afrika": Uganda!

Im ekligen, trüben Herbstwetter saßen wir vor dem Atlas. Mal wieder. Südafrika? Nee, waren wir erst. Namibia? Auch nicht, kenne ich zu gut, reizt mich im Moment nicht so. Sambia vielleicht? Da bin ich ja ein paar mal durchgefahren, wunderschön, aber etwas unfreundliche Stimmung dort. Was haben wir denn noch, englischsprachig und neu? Na klar, Uganda! Da wollte ich schon vor 10 Jahren mal hin, hat damals aber nicht geklappt. Guck mal, hier: vom Lonely Planet zum Reiseland des Jahres 2012 gewählt und von National Geographic in die Top 20 aller Reiseländer.

Am 26. Januar 2016 kamen wir am Flughafen Entebbe an. Wir hatten einen relativ günstigen Flug mit Emirates gebucht, via Dubai. Der Flughafen dort ist riesig, beim Hin- und beim Rückflug parkten die Flugzeuge irgendwo auf dem Flugfeld und wir wurden jeweils ca. 15 Minuten mit einem Bus transportiert, um dann noch innerhalb des Terminals zu Fuß und mit einer Schnellbahn 25 Minuten zu unserem Gate zu brauchen. Bei kürzeren Anschlusszeiten dürfte man da ganz schön ins Schwitzen kommen. Das Entebbe Backpackers, in dem wir die ersten paar Nächte gebucht hatten, bietet einen Airport Shuttle an. Der Fahrer Fred wartete schon auf uns und in 5 Minuten waren wir im Hotel. Es ist ein einfaches Hotel mit Cottages für 2 oder 4 Personen, Dorms und auch Zeltplätzen im Garten. Es liegt schön zentral, ist günstig und das komplette Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Wir hatten es auch aus dem Grund ausgewählt, dass wir hofften, dort andere Individualreisende kennenzulernen und Tipps austauschen zu können. Der Plan ging perfekt auf, wir haben nette Deutsche, Engländer und Holländer getroffen und viele hilfreiche Tipps bekommen. Zwei Tage in Entebbe gingen dahin mit Besuchen am Markt, Uganda Wildlife Training Center, Botanischer Garten, leckeres Fischessen im Gorettis am Victoriasee. Abends dann ein eiskaltes Tusker Lager für ca. €1,30 vor unserem Häuschen mit anderen Reisenden im Hotel. Am nächsten Tag sind wir mit dem Matatu (Sammeltaxi) zum Fischerdorf Kasenyi. Transport in Uganda ist wie fast überall in Afrika super einfach und preiswert. Kurze Strecken werden mit dem Boda Boda Motorradtaxi zurückgelegt (zu dritt auf einem Moped...), innerhalb Entebbes kostet das immer pauschal ca. 75 Euro Cent und die Mopeds sind permanent überall verfügbar. Die Matatus für längere Strecken kosten auch nicht viel mehr. "Bis zur Kreuzung Kasenyi Road, bitte", da wartet man dann auf das nächste Matatu. Morgens bringen die Fischer ihren Fang zum Markt und verkaufen bzw. versteigern ihn an Händler und Einzelpersonen. Die Händler schleppen riesige Säcke mit frischem Victoria Barsch (Tilapia) zu ihren LKW. Ganz tolle Atmosphäre!

Freitagmorgen kam der Fahrer der Autovermietung pünktlich wie vereinbart mit unserem 4x4 zum Hotel. Ausgecheckt, den V6 angeworfen und los Richtung Fort Portal im Westen, am Fuß der Ruwenzori Berge. Ich wollte mir nicht gleich am ersten Tag im Linksverkehr das Verkehrschaos in Kampala geben und fand auf der Karte einen short cut. Angeblich eine Straße zweiter Ordnung, die sich dann als übelste Abenteuerpiste herausstellte. 20 km gespart und dem Verkehr ausgewichen, aber 1,5 Stunden verloren. Die Straßen in Uganda sind eine Katastrophe, auf den asphaltierten Hauptstraßen tauchen ständig und urplötzlich riesige Schlaglöcher auf, denen man nicht immer ausweichen kann, wenn einem z.B. gerade ein LKW entgegen kommt. Ich war froh, dass wir einen robusten 4x4 mit viel Bodenfreiheit hatten. Mit einem Kleinwagen kann man das Reisen dort komplett knicken, besonders abseits der größeren Straßen. Und während der Regenzeit bleibt man wahrscheinlich am besten ganz zu Hause! Auf dem Weg durch die wunderschöne Landschaft mit tropischer Vegetation sahen wir auch einige Wahlveranstaltungen mit Tanzgruppen, die kurzerhand mal die Hauptstraße blockierten und ihre Tänze auf der Straße aufführten. In Kürze sind Präsidentschaftswahlen, hoffentlich bleibt alles ruhig und es gibt keine Ausschreitungen! In Fort Portal kamen wir nach gut fünfstündiger Fahrt im Ruwenzori View Guesthouse bei Maurice und Inneke an. Wie so viele andere Informationen war auch der Eintrag über diese Lodge in unserem Reiseführer "Christoph Lübbert - Reise Know-how Uganda und Ruanda" falsch, daher hatten wir die Lodge anfangs gar nicht auf dem Schirm. Das Buch war ein Reinfall, angeblich völlig überarbeitet und 2015 neu aufgelegt. Mehrere andere deutsche Reisende unterwegs bestätigten, dass dieser Führer unbrauchbar ist. Viele fehlende oder falsche Informationen, so dass man alles immer nochmal online gegenchecken musste. Dinner in der Lodge findet an einem riesigen Tisch mit allen Gästen gemeinsam statt. Toller Abend mit interessanten Leuten aus allen möglichen Ländern, vielen Reisegeschichten und Informationsaustausch. Unter anderem mit James und Emily aus London, die mit dem Fahrrad unterwegs waren von London bis Kapstadt (London2Capetown.org).

Der nächste Tag brachte einen missglückten Besuch im Semliki Nationalpark (Danke, Reiseführer!), dafür eine spannende Fahrt durch das wunderschöne Vorland der Ruwenzori Berge. Dann ging es weiter nach Kasese, um von dort endlich in einen Nationalpark zu kommen. Die uns empfohlene Route entlang der Kraterseen südlich von Fort Portal brachen wir nach einer Stunde ab, da wir überhaupt gar keinen Plan hatten, wo wir sind und wo wir lang fahren müssen. Nirgendwo Schilder, lt. Google maps waren wir im Niemandsland und stellten irgendwann fest, dass wir im Kreis gefahren waren. Und natürlich alles auf "Nebenstraßen", also Sand- und Schotterpisten voller Schlaglöcher. Wieder auf der Hauptstraße angekommen haben wir dann noch einen Versuch gewagt, dies musste einfach der Weg Richtung Ndali Lodge sein mit dem Kratersee daneben. Den Parkplatzwächter haben wir dann nur ausgelacht, als er 10.000 Schilling nur für das Ansehen des Sees wollte. Später in Kasese haben wir uns diverse einfache B&B Hotels angesehen und sind dann im White House abgestiegen. Am Morgen dann los zum Queen Elizabeth National Park. Die Eintrittsgebühren sind ziemlich knackig in Uganda, aber das wussten wir ja vorher. Nach einem 2-stündigen game drive im östlichen Teil ging es dann nach Mweja, wo wir für nachmittags eine Bootsfahrt gebucht hatten. Das war einer der Highlights des Urlaubs, ganz nah am Ufer des Kazinga-Kanals entlang geschippert mit unglaublicher Artenvielfalt am Ufer: Seeadler, Reiher, Pelikane, Kingfisher, Ibisse, Störche u.v.m. neben Hippos, Krokodilen, Büffeln und Elefanten. Und einen Nil-Waran haben wir auch zu Gesicht bekommen. Ganz großes Kino! Dann weiter zum Rweteera Safari Park, ein kleines Camp mit mehreren Zelten an einem idyllischen kleinen See, nur 5 Minuten entfernt vom Camp Office, wo wir die Permits für die Tour zu den Schimpansen kaufen mussten. Früh aufstehen, Katzenwäsche, schneller Kaffee und los zum Briefing durch die Ranger. Nach nur 20 Minuten dann der erste Chimp am Boden! Wir hatten großes Glück und sahen ungefähr 10 Tiere in den 3 Stunden, plus unzählige in den Bäumen. Gänsehaut garantiert, wenn man ewig lang nur wenige Meter entfernt unserem nächsten Verwandten in die Augen schauen kann. Und umgekehrt. "It´s a blessing, when a chimp shits on you!" sagten uns die Einheimischen. Demzufolge brauchen wir uns über Lebenshilfe von ganz oben in nächster Zeit keine Gedanken machen. Da uns das Camp so gut gefiel, sind wir noch eine zweite Nacht geblieben, um am See abzuhängen und exotische Vögel zu beobachten. Dann zurück nach Entebbe, um am nächsten Tag das Auto wieder abzugeben. Abends sind wir nett draussen gesessen und haben gegrilltes Hühnchen gespeist. Dann mittags auf die Fähre zu den Ssesse Islands im Victoria See. Auf der Hauptinsel Bugala hatte ich am Vortag im Pearl Garden ein Zimmer klar gemacht. Unsere kleine Rundhütte lag direkt am See und 10m von der beach bar entfernt... Das Vogelkundebuch von Weihnachten kam wieder zum Dauereinsatz, eine phantastische Vielfalt an exotischen Vögeln konnten wir beim Morgenspaziergang beobachten und identifizieren. Nach zwei entspannten Tagen auf der Insel ging es für eine letzte Nacht wieder ins Entebbe Backpackers und dann nachmittags zurück ins kalte Deutschland.

Die meisten Touristen bereisen Uganda mit einem Fahrer/Guide und klappern ihre feste Route von einer teuren Lodge zur nächsten ab. Allerdings kann man dieses wunderschöne und spannende Land mit seinen freundlichen Menschen super mit dem eigenen Fahrzeug oder auch mit dem Bus bereisen. Wir haben überall schnell nette, einfache Unterkünfte gefunden, und das für durchschnittlich nur 12€ pro Person und Tag! 7 Tage Mietwagen kam inkl. Benzin auf 500€, das teuerste waren die Permits für die Chimps: 150 US$ p.P. Alles in allem haben wir für 16 Tage ohne Flug nur ca. 1.000€ p.P. bezahlt, jeden Tag gut gegessen und getrunken und sehr viel gesehen und erlebt! Unschlagbar, wir kommen wieder!

Asante sana Uganda!



Ugandakarte