Ulf Sander

AFRICAN DESTINATIONS

Highlights Malawi


Malawi 2003

2003 konnten wir nur einen Kurztrip nach Malawi ermöglichen. Unser Freund Peter hier aus München Neuhausen, der in Blantyre lebt und dort als Künstler arbeitet, hatte uns viel erzählt, und wir hatten schon ein wenig eine mögliche Zukunft in Malawi im Kopf als wir diesen Trip planten... Die Reiseplanung war daher weniger touristisch orientiert, als eher an vorher vereinbarten Terminen mit Behörden, Banken usw. Und da wir ja nur gut zwei Wochen Zeit hatten, konnten wir leider nicht mehr von Malawi sehen.

Im Web hatten wir bereits für die ersten Nächte das Kiboko Camp in Lilongwe gebucht (läuft inzwischen unter dem Namen Mabuya Camp). Pim und Marga führten das Camp und auch ein Safari Unternehmen, das Touren nach South Luangwa / Sambia anbietet. Als Aussteiger aus Holland sind die beiden nach einer Trans-Afrika Tour in Malawi gelandet, wo sie sich niedergelassen haben. Sehr nette und hilfsbereite Typen! In Lilongwe hatten wir diverse Termine, mit dem Tourismus Ministerium, der Malawi Investment Promotion Agency usw. Der Ort hat allerdings nicht einladend auf uns gewirkt, ist sehr unübersichtlich und die Menschen schienen alle etwas angespannt und uncool zu sein. Es gibt diverse Regionen, die man auf gar keinen Fall zu Fuß durchlaufen soll, überall sind Warnungen. Kurz: besonders wohl haben wir uns hier nicht gefühlt, auch wenn die Unterkunft in Kiboko angenehm war. Weiter mit dem Bus nach Blantyre, wo wir Peter treffen wollten. Die ca. vierstündige Fahrt war wunderschön: tolle, grüne, hügelige Landschaft, etwas Bergpanorama im Hintergrund.

Da Peter sein Haus erst halb fertig gebaut hatte, sind wir im Doogles abgestiegen. Wie wohl fast jeder Backpacker, der nach Blantyre kommt. Das allerdings ist schwer nachzuvollziehen, aber wohl auf den in der Gastronomie und Hotellerie oft bestaunten "In-Faktor" zurückzuführen. Manche Läden sind halt "in", und man geht hin weil alle hingehen. Auch entsprechende Referenzen in Reiseführern sind wie eine Gelddruckmaschine. Kurz: der Laden liegt neben einem Busbahnhof (auf dem ab 6 Uhr morgens in einem Höllenlärm Lautsprecherdurchsagen zu den Verbindungen gemacht werden), die Zufahrt gleicht einer Müllhalde mit entsprechender Geruchsbildung, die Bar ist bestenfalls als ganz nett zu bezeichnen und unser Zimmer war nicht mal den Preis von umgerechnet 18 Euro wert (trotz Internetwerbung für Preise von 12 Euro). Meine Reservierungsversuche per Mail blieben unbeantwortet (Zitat: "oh yeah, there was this mail, wasn't it?"), das Zimmer wurde nicht gereinigt und im Restaurant und an der Bar gab es immer irgendwas nicht. O.k., wir reden hier über Afrika, ich weiß. Ich gehöre mit Sicherheit nicht zu denen, die irgendwo im Busch die Konsistenz ihres Frühstückeis bemäkeln. Im Doogles sind die o.g. Mängel aber schlichtweg auf schlechtes Management zurückzuführen, die beiden Jungs (Neuseeländer) sind zwar ganz nett, die einzige Effizienz lassen sie aber ausschliesslich bei der Barinventur beim Schichtwechsel und bei der Abrechnung erahnen. Wir haben uns (auch aus eigenem, beruflichen Interesse) die meisten Lodges und Hotels in Blantyre angesehen. Es gibt dort sicherlich einen Markt in der preislichen Mittelklasse, wir haben keinen ernstzunehmenden Wettbewerber entdeckt.

Wir konnten einen Tagestrip nach Mount Mulanje einschieben, einer der Kellner aus dem Doogles wohnt in einem kleinen Dorf direkt unterhalb des Berges. Er hat uns sein Dorf gezeigt und wir haben einen kleinen Marsch gemacht zu einigen Stromschnellen mit kleinen Pools voller frischem, klaren Bergwasser. Einen geplanten Trip in den Liwonde National Park habe wir dann gecancelt, nachdem uns alle erklärten, dass es in Malawi kaum noch Wild gäbe und jetzt nach der Regenzeit sowieso nichts zu sehen ist.

Während der Vorbereitungen auf diesen Urlaub bekam ich Kontakt zu einem deutschstämmigen Paar, das ihre Lodge am Malawi-See verpachten bzw. verkaufen wollte. Kurz vor der Abreise bekam ich eine Mail von dem neuen Eigentümer, der fragte, ob wir Interesse daran hätten die Lodge zu managen. Wir haben uns verabredet und sind von Blantyre nach Senga Bay gefahren, um die drei neuen Eigentümer sowie die beiden Deutschen dort persönlich zu treffen. Nach einer abenteurlichen Fahrt mit drei Reifenpannen kamen wir dann irgendwann in der Baobab Lodge an. Schöne, saubere Zimmer, sehr nettes Personal und direkt am See gelegen. Leider waren wir so ziemlich die einzigen Gäste in der Region, so daß sich die Curio-Verticker ganz auf uns konzentrieren konnten. Wie auch im Lonely Planet beschrieben sind die hier ziemlich hartnäckig und man wird irgendwann etwas unwirsch, ob man will oder nicht. Das Treffen mit den neuen Eigentümern der Lodge in Senga hatte sich auch schnell erledigt. Ein spanischer Augenarzt, ein spanischer volunteer worker (beide sehr nett) und ein holländischer "Jungunternehmer" (weniger nett) hatten die Lodge gemeinsam gekauft und wollten nun ins Hotelgewerbe in Malawi einsteigen. Erfahrung im Hotelmanagement hatte keiner der drei, und die Afrika Erfahrungen des Dream Teams bestand in einer 9-monatigen Tätigkeit des jungen Spaniers in einem Volunteer Camp in Zambia. Und da sich zwischen dem Holländer und mir leider sofort eine massive Antipathie aufgebaut hatte, war das Thema schnell gegessen für uns. Schade, die beiden Spanier trafen wir nochmal später und haben uns sehr nett und offen mit ihnen unterhalten.

Während unserer Zeit am See schlüpften gerade die für die Region bekannten Eintagsfliegen, was einmal jährlich passiert. Man sieht dann nur noch schwarze Riesenschwärme und am nächsten Morgen liegen überall Berge toter Fliegen. Ein Festessen für viele Reptilien und Fische, auch die Menschen einer nördlichen Region Malawis sammeln die Fliegen und backen daraus eine Art Kuchen. Proteinschock pur... Leider war es fast während des ganzen Urlaubs ziemlich bewölkt oder diesig. Das war mir schon vorher auf vielen Bildern aufgefallen und es ist wohl so, dass es in Malawi oft bewölkt ist. Besonders während der Tage am See war es sehr diesig, und da wir ja so ziemlich die einzigen Gäste dort waren konnten wir die Zeit nicht so richtig geniessen. Schade. Rückfahrt mit dem Bus nach Lilongwe, noch einen Tag im Kiboko Camp abgehangen und dann zurück nach Deutschland.

Resümee: so negativ, wie es sich liest, war es nun doch nicht. Es lag sicherlich auch daran, dass wir a)wenig Zeit hatten und b)wir einen Großteil dieser Zeit auch noch mit geschäftlichen Dingen verbringen mussten. Malawi ist landschaftlich wunderschön, die Menschen haben wir als sehr nett empfunden, wenn auch nicht so herzlich und locker wie in Zimbabwe. Harare hat sicherlich eine wesentlich höhere Verbrechensrate als Lilongwe, trotzdem haben wir uns in Harare immer besser aufgehoben gefühlt. All diese Eindrücke haben uns jedenfalls von dem Gedanken abgebracht, eventuell nach Malawi auszuwandern.

Von den Hungersnöten, die überall beschrieben werden, haben wir nicht wirklich etwas mitbekommen. Nach diversen Gesprächen mit Entwicklungshelfern komme ich langsam zu der Erkenntnis, daß hier unzählige NGO's um einen Riesenhaufen Dollars buhlen. Das sind weltweit so um die 50 Mrd Dollar jährlich, die verteilt werden... Und allein in Blantyre waren zu dem Zeitpunkt 50 NGO's aktiv! Natürlich ist Malawi ein sehr armes Land, nach unseren Massstäben gemessen. Aber kann man einen kleinen Bauern, der mit seiner Familie seit Generationen vielleicht in einem kleinen Dorf irgendwo in-the-middle-of-nowhere lebt, mit unseren Erwartungen und Standards vergleichen? Nach unserem subjektiven Eindruck ist Malawi sehr vergleichbar mit den anderen afrikanischen Ländern, die wir kennengelernt haben. Es gab immer schon bessere und schlechtere Ernten, Naturkatastrophen, Krankheiten usw. Bitte nicht falsch verstehen, ich will da nicht mit europäischer Arroganz von unterschiedlichen Klassen oder so reden. Natürlich würde ich jedem eine vernünftige medizinische Versorgung, Schulen und alles weitere wünschen. Auf der anderen Seite werden den Ländern in der Region (Malawi, Mozambique, Zambia...) auf Grund der erklärten Ernährungssituation als Hungerhilfe gentechnisch versauter Mais aus Ami-Land angedreht. Jeder weiß, dass Mais das Hauptnahrungsmittel ist, mit dem veränderten Saatgut (natürlich wird der Mais nicht ausschließlich verwertet, sondern auch neu ausgesät) vermischen sich die Arten und ein Land kann seinen Mais nicht mehr als rein natürliches Produkt auf dem Weltmarkt anbieten. Und für den Import z.B. in die EU ist das eine Voraussetzung.

Nachtrag: DOCH!! Es gab Highlights auf dieser Reise, dank Ethiopian Airlines! Mit dieser never-again-airline ging wirklich jede Aktivität schief. Es fing damit an, dass die unsere Reservierung für den Hinflug einfach gecancelt hatten, was wir aber erst nach der Rückkehr erfuhren. Unser Reisebüro Mooser hatte vor Abreise sicherheitshalber noch mal die Reservierung gecheckt und herausgefunden, dass wir gestrichen waren. Nach Rückfrage stellte sich heraus, dass Ethiopian ein anderes Buchungssystem fahren als alle anderen. Bei den Buchungsnummern haben die eine Leerstelle eingefügt, die unsere Reservierung nicht hatte... Ca. zwei Stunden nach der geplanten Abflugzeit in Frankfurt kam dann der Flieger aus Addis. Schnell etwas gereinigt, getankt und wieder zurück. Mit entsprechender Verspätung in Addis angekommen stellten wir fest, dass unser Anschlussflug nach Lilongwe gecancelt war. Wie sich später herausstellte, stand das aber schon fest, als wir in Frankfurt abflogen. Also nach stundenlangem Gezeter auf dem Flughafen ins Hotel: Zimmer nicht gereinigt, nur ein benutztes Handtuch und wir hatten (eigene Schuld!) unsere Toilettenartikel im Rucksack, der am Flughafen lag. Zum Glück konnten wir sowieso kaum schlafen, da neben unserem Hotelfenster ein Muezzin die ganze Nacht für das Morgengebet übte. Also zurück zum Flughafen, angeblich sollte uns ein Flieger mittags auf dem Weg nach Lusaka in Lilongwe absetzen. Mit Verspätung sind wir dann auch los (die Maschine wurde vor unseren Augen auf dem Rollfeld noch mit einem Handwagenheber aufgebockt, um ein Rad zu wechseln. Und das während der Betankung und Beladung, alles gleichzeitig!) Unterwegs konnte man dann vernehmen, dass der Käptn versuchte, den Passagieren etwas mitzuteilen. Da aber das PA-System nicht funktionierte (wie auch die Klospülung, die Leselampen, die Lüftung usw.), glaubte ich irgendwas von Lusaka gehört zu haben. Nach Rückfrage bei der Stewardess, ob wir jetzt nach Lusaka oder nach Lilongwe fliegen, sie selbst erst nachfragen musste (!), stand dann fest, dass wir nun auch noch einen kleinen Abstecher nach Zambia machen würden. Irgendwann kamen wir dann tatsächlich in Malawi an, der Fahrer, den Pim vom Kiboko Camp für uns organisiert hatte, stand tatsächlich an der Sperre mit einem kleinen Schild mit unserem Namen drauf!

Der Rückflug war noch besser: Flug nach Addis gecancelt, nach stundenlanger Warterei auf dem Flughafen nach Lusaka geflogen. Kannten wir ja schon. Dort entschied die Crew, dass sie nun genug hätten für den Tag und wir doch über Nacht hier bleiben könnten. Übernachtung im Hotel (diesmal allerdings super), am nächsten Tag Richtung Addis. Vor Abflug stellte man fest, dass für das Catering nicht gesorgt war. Also ist die Crew in die Stadt, um uns mit Fast Food und ein paar Getränken für den Flug zu versorgen. Wir bekamen dann auch irgendwann Styroporboxen mit kaltem fried chicken. Nach der üblichen Wartezeit in Addis kam der Flieger aus Delhi, der uns nach Frankfurt bringen sollte. Mit ca. 30 Stunden Verspätung kamen wir dann auch unversehrt in Deutschland an. Ich habe inzwischen diverse andere Reiseberichte zu dieser Airline gelesen. Wir haben noch Glück gehabt... Ein paar Photos haben wir dann doch gemacht: oben rechts geht's zum Album.

Nachtrag 2: Wie ich einige Jahre später hörte, hatten sich die Betreiber des Doogles in Blantyre mit den falschen Leuten angelegt, anscheinend hatten sie etwas Stress mit irgendwelchen Beamten. Plötzlich sahen sie sich konstruierten Vorwürfen ausgesetzt und haben dann wohl alles stehen- und liegen gelassen und sind Hals über Kopf zum Flughafen um das Land zu verlassen. Die Lodge scheint inzwischen wieder geöffnet zu sein, es gibt einige Bewertungen bei tripadvisor.com, allerdings ist die Homepage offline.

Malawi Karte